Das Grabtuch von Turin wird von einigen als Grabtuch Jesu und von anderen als mittelalterliche Fälschung bezeichnet. Eine neue Studie mit modernen forensischen Techniken legt nahe, dass die Blutflecken auf dem Leichentuch völlig unrealistisch sind und Argumente dafür stützen, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Das Grabtuch von Turin ist ein uraltes Leinentuch, das etwa 4,4 mal 1,1 Meter lang ist und das Bild eines scheinbar gekreuzigten Männerkörpers trägt. Es wird in der Kathedrale des Heiligen Johannes des Täufers in Turin, Italien, ausgestellt und ist eines von vielen Leichentüchern, die im Laufe der Jahrhunderte als das einzig wahre Grabtuch Jesu bezeichnet wurden.
Aber 1988 datierten Wissenschaftler die Ursprünge des Leichentuchs auf 1260 bis 1390 n. Chr. Und stützten die Behauptung, dass es sich lediglich um einen Scherz handelt, da das Leben Jesu im Jahr 33 n. Chr. Zu Ende gegangen sein soll. Dennoch, ob es sich um ein Leichentuch handelt oder nicht Eine Fälschung ist immer noch eine heiß diskutierte Frage.
Um diese Kontroverse zu beleuchten, bemühten sich die Forscher, moderne forensische Techniken auf dem Leichentuch anzuwenden. Sie konzentrierten sich auf die Blutflecken der angeblichen Kreuzigungswunden auf dem Leinen, um die wahrscheinlichste Position der Arme und des Körpers innerhalb des Leichentuchs zu rekonstruieren.
Die Wissenschaftler trugen Blut - sowohl menschliches als auch synthetisches - auf einen lebenden Freiwilligen auf, um zu sehen, wie Blut in Bächen über seine Haut fließen würde, wenn er mit Armen und Körper in verschiedenen Positionen lag. Außerdem soll Jesus nach dem Johannesevangelium mit dem Heiligen Speer in die Seite gestochen worden sein, als er am Kreuz hing. Um eine Speerwunde nachzuahmen, steckten die Forscher einen Schwamm auf ein Holzbrett, tränkten den Schwamm mit synthetischem Blut und stießen diesen falschen Speer in die Seite einer Schaufensterpuppe, um zu sehen, wie das Blut über den Körper lief. Sie verglichen schließlich alle diese Blutfleckenmuster mit denen, die auf dem Leichentuch zu sehen waren.
Sie fanden heraus, dass, wenn man alle Blutflecken auf dem Leichentuch zusammen untersucht, "man erkennt, dass dies keine echten Blutflecken von einer Person sein können, die gekreuzigt und dann in ein Grab gelegt wurde, sondern tatsächlich von dem Künstler handgefertigt wurde, der das Leichentuch geschaffen hat", so der Hauptautor der Studie Matteo Borrini, ein forensischer Anthropologe an der Liverpool John Moores University in England, sagte gegenüber Live Science.
Zum Beispiel stimmen zwei kurze Blutbäche auf dem Rücken der linken Hand des Leichentuchs nur mit einer Person überein, deren Arme in einem 45-Grad-Winkel gehalten werden. Im Gegensatz dazu stimmen die auf dem Leichentuch gefundenen Unterarmblutflecken mit einer Person überein, deren Arme fast senkrecht gehalten werden. Eine Person konnte nicht gleichzeitig in diesen beiden Positionen sein.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Blutflecken auf der Vorderseite der Brust mit denen einer Speerwunde übereinstimmten. Die Flecken auf dem unteren Rücken, die angeblich von der Speerwunde stammten, während der Körper auf dem Rücken lag, seien jedoch völlig unrealistisch, sagten sie.
"Wenn Sie die Blutflecken als Ganzes betrachten, genau wie bei der Arbeit an einem Tatort, stellen Sie fest, dass sie sich widersprechen", sagte Borrini. "Das deutet auf den künstlichen Ursprung dieser Flecken hin."
Alles in allem zeigt diese Untersuchung, "wie wir forensische Techniken nicht nur auf neue forensische Fälle, sondern auch auf alte Geheimnisse anwenden können", sagte Borrini.
Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse online am 10. Juli im Journal of Forensic Sciences veröffentlicht.